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 Spenser

Spurensuche. Die Kolumne von Axel Bussmer
Spensers Umfeld: Susan und Hawk
Für den vierten Spenser-Roman »Auf eigene Rechnung« (Promised Land) erhielt Robert B. Parker den Edgar als bester Kriminalroman des Jahres.
Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden wichtigsten Bezugspunkte in Spenser Universum vorhanden: Susan Silverman und Hawk. Die Psychologin Susan Silverman lernte Spenser in dem zweiten Roman »Kevins Weg ins andere Leben« (God save the child) kennen. Da arbeitete sie als Schulpsychologin und es beginnt eine normale Detektiv-Frau-Beziehung. Sie gefällt ihm. Sie haben Sex. Normalerweise würde Susan Silverman, wie die anderen Gespielinnen in Privatdetektivromanen, nach dem Ende des Buches in Vergessenheit geraten. Denn die einzige Frau, die in einem Detektivroman ein längeres Leben hat, ist die Sekretärin des Detektivs. Aber Robert B. Parker ließ Susan im dritten Spenser-Roman wieder auftreten. Sie wurde zu seiner Freundin und bereicherte Spensers Leben nicht nur sexuell. Da ist es schon überflüssig zu sagen, dass Spenser, im Gegensatz zu dem normalen Hardboiled-Detektiv, monogam lebt.

In den nächsten Romanen bildete Susan Silverman sich fort, war in verschiedenen Positionen an mehreren Universitäten und sie hatte Freunde. Sie nahm eine Stelle in Washington, D. C. an. Es wurde zu einer Fernbeziehung. Sie fand einen anderen Mann und verließ Spenser in »Spenser Abschied« (Valediction). Für Spenser waren dies schwierige Jahre.
Im nächsten Roman »Spenser auf der Flucht« (A Catskill Eagle) erfährt Spenser, dass Susan in Lebensgefahr schwebt. Zusammen mit Hawk beginnt er seine Ex-Freundin quer durch Amerika zu suchen. Diese gewalttätige Odyssee endet schließlich in der Wiedervereinigung des Paares Spenser-Susan Silverman. Seitdem sind sie, auch ohne Trauschein, ein Paar, das in getrennten Wohnungen lebt. Mit dem Hund Pearl und dem quasi-adoptierten Paul Giacomin sind sie eine kleine, ideale Patchwork-Familie. Vereinzelte Versuche von Susan ihren Freund Spenser zu überreden, zu heiraten oder mit ihr in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, endeten regelmäßig in dem von Spenser vorhergesagten Desaster. Denn Spenser ist, wie jeder gute Detektiv, besessen von seiner Unabhängigkeit.
Sie erklärt ihm, in langen Gesprächen, psychologisch die Welt und erteilt ihm, wenn er einen Menschen umbringen musste, auf den letzten Seiten der Geschichte die moralische Absolution.
Die zweite Konstante ist der erstmals in »Leichte Beute für Profis« (Promised Land) auftauchende Auftragsschläger, Killer und Casanova Hawk. Er ist Spensers dunkle Seite.
In »Leichte Beute für Profis« arbeitet Hawk für die Bösen und er soll Spenser umbringen. Aber er tut es nicht; was der Beginn einer langen Freundschaft ist.

»Wissen Sie, ich und Ihr Macker da, wir haben 'ne Menge gemeinsam. Das hab' ich Ihnen ja schon mal gesagt. Und so viele sind von uns nicht mehr übrig. Jungens wie der alte Spenser und ich. Ohne ihn wären wir noch einer weniger gewesen. Er hätte mir eben gefehlt. Und außerdem war ich ihm einen schuldig, wegen heute morgen.«
»Sie hätten es auch nicht getan, wenn er Sie heute früh nicht vor der Polizei gewarnt hätte«, sagte Susan.
»Seien Sie sich da nicht so sicher, Baby. Ich hab's oft getan. Sehr oft.« Hawk sah mich an. »Jedenfalls, alter Junge, wir sind quitt. Außerdem ...«, er sah wieder zu Susan herüber und grinste, »außerdem hab' ich Leute nie leiden können, die sich in Gegenwart von Damen so schlecht benehmen.« Er schüttelte den Kopf. »So'n schlechtes Mundwerk, Mann.«
(Robert B. Parker: Leichte Beute für Profis)

Seitdem ist der Soziopath Hawk der unbesiegbare coole afroamerikanische Supermann, der immer von Schönheiten begleitet wird, über ein großzügiges Bankkonto verfügt und seiner, in den Romane höchstens in vereinzelten Nebensätzen thematisierten, verbrecherischen Arbeit nachgeht, Spensers Buddy. Die Unterschiede zwischen ihnen sind minimal. Hawk hat, wenn sie den Tod verdienen, keine Skrupel auch wehrlose Menschen umzubringen. Spenser hängt dagegen dem Ideal eines fairen Duells an. Und Spenser muss nach seinen Taten mit Susan darüber reden. Hawk hat dies nicht nötig. Größere Unterschiede zwischen den beiden gibt es nicht. Denn, obwohl sie auf verschiedenen Seiten des Gesetztes stehen, haben sie den gleichen Ehrenkodex. Und das ist, wie Hawk bereits in »Leichte Beute für Profis« erklärte, wichtiger als der ganze Rest.
Seit etwas zwanzig Jahren befinden sich alle drei in einer in erfolgreichen Serien häufig anzutreffenden Zeitschleifen (Denken Sie nur an Die drei??? oder den immerjungen James Bond). Sie altern nicht mehr. Ihr Charakter ändert sich nicht mehr. Ihre Beziehungen untereinander sind stabil.

Das einzige Anzeichen für das Vergehen der Jahreszeiten ist Susans Hund Pearl. In »Die blonde Witwe« hat sie bereits alle Beschwerden des Alters. Im nächsten Spenser-Abenteuer »Back Story« stirbt sie. Spenser und Susan müssen sich einen neuen Hund zulegen.

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